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verabotterbuschmuenchen.over-blog.com

Pensées et images, critiques et poésies, impressions et nostalgie, le tour du monde intérieur à la recherche des souvenirs perdus et retrouvés. Une porte ouverte au monde surréel, à l'alliance des sensations et des émotions, des correspondances de la vie avec les impressions du coeur.

Münchner Notizen 1: Von den Gräueltaten der Nationalsozialisten und den Wohltaten des Gamelanfestivals

Man darf nicht aufhören an die Gräueltaten der Nationalsozialisten zu erinnern und man wird immer wieder neue Trauer empfinden, über eine alle Grenzen überschreitenden Unmenschlichkeit, wie sie sich im Dritten Reich unter Adolf Hitler durchaus mit Duldung um nicht zu sagen unter Mitwirkung von Teilen der Bevölkerung ausbreiten konnte, was letztendlich dazu geführt hat, dass 6 Millionen Juden Ihr leben lassen mußten, ja gewissermaßen ausgerottet werden sollten. Eine Zahl, die sich mir auf besonders schmerzhafte Weise ins Herz gebrannt hat bei meinem Besuch in Auschwitz im Jahr 1992, wo zum erstenmal der Marsch der Lebenden von Auschwitz nach Birkenau stattfand und ich nicht in der Lage war, die 5000 Jugendlichen aus aller Welt mit dem Auge zu erfassen. Wie kann man sich dann 6 Millionen Menschen vorstellen – vor dieser Ungeheuerlichkeit versagt jede Vorstellungskraft und greift nur der Schmerz des Unvorstellbaren.

So war die Einladung von Dieter Reiter, dem Münchner Oberbür-germeister eine wichtige Sache, den Jahrestag zum Gedenken an den Abriß der Münchner Hauptsynagoge in der Herzog-Max-Straße vor 80 Jahren mit einer Kundgebung auf dem St. Jakobs-Platz zu verbinden – wo 2006 die neu errichtete Hauptsynagoge „Ohel Jakob“ eingeweiht wurde und wo sich ja auch das jüdische Gemeinde-zentrum und das jüdische Museum befindet.

Eine Kundgebung, die einem neuen Rassismus die Stirn bieten wollte und eine Gefahr bannen, die sich vielerorts im Wiederauf-leben antisemitischer Strömungen langsam den Weg zurück bahnt in eine Gesellschaft, die doch nach wie vor hoffen sollte, dass irgendwann Schluß ist mit der Ausgrenzung von Menschen anderer Religionen, Hautfarben etc.

Wenn man dann den Kantor der liberalen jüdischen Gemeinde Beth Schalom das Lied singen hört, das Emanuel Kirschner, der letzte Kantor der Münchner Hauptsynagoge komponiert hat und anschließend den Chor der liberalen jüdischen Gemeinde hört, dann ist man nicht nur sehr bewegt, ob der spirituellen Kraft dieser Lieder, sondern erschüttert, welcher Schwachsinn Menschen dazu animieren, ja davon überzeugen kann, andere Menschen nicht nur ausgrenzen sondern vernichten zu wollen, weil sie einem nicht passen, weil sie so anders aussehen, weil sie Sitten und Gebräuche haben, die einem fremd sind. Da klingen dann die Alarmglocken, da gilt es auf der Hut zu sein und alle Warnzeichen ernst zu nehmen, die uns zeigen - auf welchem gefährlichen Pfad wir uns befinden, wenn wieder und täglich mehr das Abrutschen in antijüdische Hetzkampagnen droht. Da hilft nur das Erinnern an die 6 Millionen Opfer, da hilft nur ein „Wir vergessen sie nie“, um entschlossen gegen eine Neuauflage des Judenhasses vorzugehen, wie überhaupt gegen jegliche Form der generellen Diskrimierung von Menschen, Völkern, Religionen.

Foto (c) Vera Botterbusch

Foto (c) Vera Botterbusch

Ein kleiner Schritt zum Völkerverständnis folgte dann an diesem Freitag, dem 8. Juni 2018 auf dem Mariahilfplatz, wo das vom Münchner Stadtmuseum ausgerichtete Internationale Gamelan-Festival (bis zum 17. Juni) eröffnet wurde und sich vor die Auer-Dult-Erinnerungen, die für viele mit diesem Ort verbunden sind, ein grandioser Anblick von sich märchenhaft schön präsentierenden Gamelan Instrumenten schob.

Foto (c) Vera Botterbusch

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Diese anmutig-preziösen Schlagwerke mit metallen-heller Tondichte boten dann in Verbindung mit dem wunderbaren Carillon-Glockenspiel im Turm der Mariahilfkirche dank der für diesen Anlass geschriebenen Kompositionen von Dewa Ketut Alit aus Bali und Iwan Gunawan aus Westjava und dank der sie zum Klingen bringenden Musiker der Ensembles „Gamelan Salukat" und „Kyal Fatahillah“ einen einzigartigen Hörgenuss indonesischer Gamelan-Kunst. Sie entführten die Zuhörer im besten Sinne grenzüberschreitend in ferne Regionen, schickten sie auf eine fast überirdische Traum-Klang-Reise, für die man kein Flugzeug nach Java oder Bali besteigen muß und das sich hier in München als ein kulturelles Fest verständnisvollen Miteinanders zeigt, das in wohltuender Weise unterschiedliche Kulturen zusammenrücken läßt,  die Sinne der Zuhö-rer öffnet und weitet und damit dem Eigenen einen Platz im Ganzen weist. Hat nicht auch Debussy die Verbindung von Kirche und Gamelan geschaffen mit seinem Prélude „La Cathédrale engloutie“!

Foto (c) Vera Botterbusch

Foto (c) Vera Botterbusch

Was speziell diese Musik im Rahmen von kultureller Völkerver-ständigung leisten kann, zeigte sich dann anschließend ganz besonders bei der Procession vom Mariahilfplatz zum Stadtmuseum, vorbei an Menschen, die freudig erstaunt stehenblieben, das Ganze wie einen Ausflug ins Wellnesscenter der Kultur wahrnahmen und sich gern vom Alltagsgeschehen ablenken ließen und auch dem selfie eine kurze Pause gönnten.

Foto (c) Vera Botterbusch

Foto (c) Vera Botterbusch

Dann kam als Höhepunkt das Eröffnungskonzert im Innenhof des Stadtmuseums, wo bis in die Nacht die verschiedensten Gamelan Gruppen auftraten, von Bali bis Berlin, von Westjava bis Mühldorf und traditonelle und auch neuere Musik spielten, die den Abend in die Nähe eines Musica Viva-Konzertes rückte. Zu manchen Stücken gehörte auch der Auftritt von Tänzerinnen, die mit ihren graziösen Tanzfiguren verzauberten oder Maskentänzer, die eine Aura von komischer Unheimlichkeit verbreiteten.

Foto (c) Vera Botterbusch

Foto (c) Vera Botterbusch

Hier hätte es nicht geschadet, wenn der Kurator des Festivals, András Varsáyi, Leiter der Sammlung Musik im Münchner Stadtmuseum vorab ein paar Erklärungen gegeben hätte zur Tradition und dem spirituellen Hintergrund dieser rituell und zeremoniell anmutenden Darbietungen, um jede „touristische“ Note zu vermeiden und so das Fremde ein wenig zu entschlüsseln und damit als eine gewachsene gesamtheitliche Kultur noch näherzubringen. 

Foto (c) Vera Botterbusch

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Zum Schluß - nach süchtig machendem Tingklik (Bambusröh-renspiel) und balinesischer Gitarren-Animation - fand man sich zu einem kurzen gemeinsamen Tanz zusammen und ich dachte nur: Alles auf der Welt hat seine Berechtigung, ob Schwarz oder Weiß, ob Asien oder Europa, ob mit oder ohne Kopftuch, ob jüdische oder christliche oder muslimische oder hinduistische oder gar keine Religion etc.

Diese Wichtigtuer mit ihren erbärmlichen Ausgrenzungsphantasien ... !

Foto (c) Vera Botterbusch

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